Werra Fulda

Radtour Werra und Fulda

Dieser Bericht über die Fahrradtour mit meinem Bruder Alfred vom 23.06.2020 bis zum 01.07.2020 soll nicht zum wiederholten Male den Werratal-Radweg und den Fulda Radweg beschreiben, sondern lediglich persönliche Erlebnisse und Eindrücke wiedergeben.

Reiseweg von Masserberg über Hann. Münden nach Obernhausen. Routenlänge ca. 550 Kilometer
Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL

Dienstag, 23.06.2020

Es gibt zwei Orte, die sich um die wahre Werraquelle streiten: Masserberg-Fehrenbach, wo die Werra auf dem Sommerberg entspringt, und Neuhaus-Siegmundsburg auf dem Bleßberg. Wir entschieden uns für die Quelle in der Nähe von Masserberg-Fehrenbach.

Eine 5er-Gruppe Radfahrer, die wir im Zug nach Neuhaus am Rennweg kennenlernten, wollte die gleiche Tour fahren. Sie fuhr von Neuhaus direkt zur Werraquelle auf dem Bleßberg und von dort aus weiter Richtung Sachsenbrunn. Im Nachhinein hätte sich das als die bessere Alternative erwiesen, weil es von Neuhaus im Wesentlichen bergab geht.

Wir dagegen mussten zwei Berge hinab, aber auch einen langen, steilen Berg hinauf fahren, um nach Fehrenbach zu kommen. Als wir nach ungefähr 30 km erschöpft dort ankamen, eröffnete uns der Wirt, dass wir völlig falsch gefahren seien und auf der Höhe hätten bleiben können. Aber wer weiß das schon, wenn er fremd ist und mein Navi hat uns eben diesen Weg geführt. Besonders für Alfred war es schwierig, weil er ohne Unterstützung durch ein Pedelec gefahren ist. Das eine Bier, das ich beim Abendessen trank, machte mich so müde, dass ich schon am 20 Uhr im Bett lag und schlief.

Mittwoch, 24.06.2020

Vor der Abfahrt wechselte Alfred noch vorsichtshalber die Bremsbacken der Felgenbremse, weil die Bremsen am Vortag beim Abwärtsfahren doch gelitten hatten. Weil der Bremszug für die neuen Bremsen zu kurz war, tauschte er sie ebenfalls aus.

Aber dann ging es los, leider gleich so steil nach oben, dass wir die Räder schieben mussten. Es hat sich herausgestellt, dass ich mit meinem Pedelec trotz Schiebehilfe besser hinauf fahren kann als hinauf zu schieben. So musste ich von meinem Vorhaben, solidarisch mit Alfred gemeinsam zu schieben, Abstand nehmen. Oben wartete ich dann wie bei allen weiteren Gelegenheiten.

Der fantastische Ausblick auf die Rhön entschädigte uns für die frühe Anstrengung.

Ausblick Röhn 1
Ausblick Rhön 2

Der Weg zur ausgebauten Werraquelle war dann ein Kinderspiel.

 

Die Weiterfahrt Richtung Sachsenbrunn erwies sich als abenteuerlich. Dem Rat unseres Hotelwirtes folgend, sind wir von der Quelle nicht dem offiziellen Werratalradweg gefolgt, sondern fuhren den Weg am Werrateich vorbei. Leider fällten wir an einer nicht beschilderten Wegegabelung die falsche Entscheidung und kamen nicht am Werrateich an. An einer weiteren Gabelung, die wir nach einer steilen Abfahrt erreichten, fragten wir einen vorbei fahrenden Radfahrer nach dem Weg nach Sachsenbrunn. Nach meiner Ansprache bremste der Radfahrer so abrupt, dass er vom Rad fiel. Glücklicherweise ist ihm außer ein paar Schrammen nichts weiter passiert. Seine Auskunft war trotzdem freundlich und auch positiv für uns. Denn nach Sachsenbrunn ging es stetig bergab. Ob dieser Weg wegen des Schotterbelages ungefährlicher als der offizielle Radweg gewesen wäre, möchte ich dahin gestellt lassen.

 

Im Weiteren stellt es sich heraus, dass der Werratalradweg stetig bergauf und bergab führt. Das Hotel in Meiningen, dem Ziel unserer ersten Etappe war einfach aber sauber und der Wirt sehr zuvorkommend. Eine Fototour durch den Ort beschloss diesen Tag.

 

Donnerstag 25.06.2020

Das Frühstück heute Morgen war zufriedenstellend, aber trotz Corona ein Büffet. Die Abfahrt aus Meinigen war weit weniger spektakulär als am Vortage. In Schwallungen, das wir nach dem üblichen Bergauf und Bergab erreichten, verfuhren wir uns. Das brachte uns zwanzig weitere Kilometer ein. Es lag wohl an der schlechten Beschilderung, denn wir trafen noch drei weitere Radwanderer, die die gleiche Erfahrung machten. Man kann den Eindruck gewinnen, dass auf der Werratalradtour möglichst alle Orte angefahren werden sollen. Denn heute führte uns der Weg über den Kraynberg (428 m) zum Ort Kieselbach, obwohl ein Weg durch das Tal möglich gewesen wäre.

Eine überflüssige Anstrengung, wenn man mich fragt.

Gegen Ende dieser Tagesetappe machten wir eine Pause in einem ehemaligen Kloster, das heute ein Seniorenheim ist.

Das Hotel in Heringen befand sich in einem alten Fachwerkhaus und genau so sah es auch von Innen aus.

Freitag 26.06.2020

Den heutigen Tag begannen wir wieder mit einer Fototour, bei welcher die Attraktion von Heringen eine hohe Kalihalde ausgiebig gewürdigt wurde.

 

 Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein

 

Wir stellten fest, dass man sich entscheiden muss: Entweder fährt man den Schildern des Werratal-Radweges nach oder man richtet sich nach dem Navi. Denn es ist keinesfalls der gleiche Weg, obwohl die .gpx Datei von der offiziellen Webseite des Werratalweges stammte. Wir machten es so, dass wir grundsätzlich der Beschilderung des Werratal-Radweges folgten. Aber wenn wir den Eindruck hatten, dass evtl. wieder nur eine Ortsbesichtigung der Grund für eine Steigung sein könnte, fuhren wir eine andere Strecke nach örtlicher Beschilderung.

Was ist mir heute noch aufgefallen?

Wir befinden uns noch in der Zeit von Corona und eine Mund-Nasen-Bedeckung sollte überall verwendet werden. In zwei Lokalen waren diese zwar vorhanden, wurden aber nur „dekorativ“ über ein Ohr gehängt getragen und in einem Lokal trug die Bedienung erst gar keine. Gefallen hat mir das nicht. Angekommen sind wir in Wahnfried-Altenburschla gegen 16 Uhr.

Weil wir unsere Ankunftszeit nicht telefonisch mitgeteilt hatten, mussten wir die Zeit in einem Gartenlokal bei Kaffee und Kuchen verbringen.

Auch nicht schlecht
Eine Gelegenheit das Tagebuch zu schreiben

 

Geschlafen haben wir im dortigen erstklassigen Landhotel.

Samstag, 27.06.2020

Heute geht es um Wetter, Wegzehrung und Wege.

Glück gehabt! Heute sollte es laut Wetterapp ab 12 Uhr gewittern; dann ab 14 Uhr. Glücklicherweise sind Regen und Gewitter ganz weg geblieben. Jetzt soll es morgen ab 8 Uhr soweit sein. Warten wir es ab.

Wegzehrung meint die Mahlzeiten heute bzw. gestern Abend. Das Hotel hat eine ausgezeichnete Küche, die natürlich auch ihren Preis hat. Ganz anders in dem Gasthaus unterwegs: Hier gab es alles doppelt zum kleinen Preis. Zwei Bratwürstchen, zwei Schnitzel, zwei Thüringer Schweineschnitzel, alles mit Beilage, Riesenportionen und wir konnten beide nicht alles aufessen. Wenn man eine Kleinigkeit essen möchte, bestellt man dort besser eine Portion zu zweit und teilt sie dann. Ob es auch halbe Portionen gibt, fragten wir nicht. Die Wege waren heute gut. Es gab nur zwei kurze Strecken, die nicht asphaltiert waren.

Wir waren frühzeitig in Hannoversch Münden unserem heutigen Ziel und dem Ende der Tour die Werra entlang.

Wo Werra und Fulda sich küssen, sie ihren Namen lassen müssen.

Sonntag, 28.06.2020

Heute Morgen in Hann.Münden wäre die Tour beinahe abgebrochen worden. Ich hatte mir am Abend zuvor durch Zugluft oder durch eine falsche Bewegung starke Schmerzen auf der linken Nackenseite zugezogen. Die Nacht habe ich vor Schmerzen nicht schlafen können. Gut, dass es in Hann.Münden eine Notfallpraxis gibt. Der dortige Arzt hat mir mit einer Spritze geholfen. Das hat bis zum Nachmittag gereicht. Danach habe ich mir Thermopflaster aufgelegt, die mich vor den schlimmsten Schmerzen bewahrten. Wir sind nun unterwegs zur Fuldaquelle. Schön, dass es wieder nicht geregnet hat, aber morgen soll es soweit sein.

Unsere erste Etappe zur Fuldaquelle endete in Malsfeld in einem restaurierten Hotel.

Montag, 29.06.2020

Heute möchte ich vor allem über die Freundlichkeit der Menschen unterwegs schreiben. Die Wirtin im Hotel in Malsfeld war sehr nett und forderte uns immer wieder auf, von allem, was wir abends und morgens zum Frühstück gegessen hatten, nachzubestellen. So etwas hatten wir unterwegs noch nicht erlebt. Alfreds Gangschaltung schaltete unsauber und wir hielten deshalb bei einer Firma für Garten- und Landmaschinen an um nach Öl für die Kette zu fragen. Zwei Mechaniker nahmen sich der Sache an und machten in fünf Minuten alles wieder gängig. Kostenlos! Da fällt mir eine Dame in unserem Alter ein, die uns in Wahnfried resolut aber freundlich wieder auf den rechten Weg gebracht hat. Wir wollten wieder eine Abkürzung fahren, die aber in diesem Falle völlig falsch war.

Übrigens grüßen sich Radwanderer, die sich am vielen Gepäck erkennen, untereinander. Das Highlight des heutigen Tages war die Seilzugfähre ein paar Kilometer hinter Malsfeld kurz vor Beiseförth. Dank Alfreds Muskelkraft konnte ich alles filmen.

Das Gewitter, das schon seit Tagen angekündigt war, entlud sich heute zwischen 12 und 12:30 Uhr mit einem Donnerschlag. Unser Hotel in Schlitz, unserem Etappenziel lag auf einem Berg. Da musste wieder geschoben werden.

Dienstag, 30.06.2020

Heute war es bequem. Wir sind nur bis Fulda mit dem Rad gefahren, weil der Weg für jemanden, der wie Alfred „ehrlich“ (ohne Unterstützung) fährt, einfach zu steil wird. Besser wären wir zur Quelle mit dem ÖPNV gefahren und von dort mit dem Rad nach Hann.Münden. So aber fuhren wir mit dem Zug nach Gersfeld und von dort mit dem Bus nach Obernhausen zu unserem Nachtquartier. Zur Fuldaquelle wanderten wir.

Gut, dass wir ein Navi hatten, denn der Weg von Obernhausen dahin war nur ab den letzten 200 Metern beschildert. Offensichtlich gibt es nicht viele Wanderer, die von Obernhausen zur Werraquelle wandern.

 

Mittwoch, 01.07.2020

Heute fuhren wir mit dem Zug zurück nach Hause, müde, aber zufrieden, dass wir den Weg geschafft haben. Erwähnenswert ist hier noch die Preisgebung der DB. Am 30.06., als wir uns mit dem Fahrkarten-Automaten vertraut gemacht hatten (jeder Verkehrsverbund hat einen anderen), kostete das Quer-durchs-Land-Ticket 48,50 € und die Fahrradkarten je 6 €. Am 01.07.2020 kosteten die Tickets 52 € und 6,50 € trotz Mehrwertsteuer-Senkung. Verstehe das, wer will.